Diesmal wollten wir aber mit unseren Fahrzeugen tief in die Wüste vordringen und zwar in den östlichen Bereich der nicht von den Kaluts durchzogen ist und befahrbar. Allerdings ist das befahren verboten und zum Sperrgebiet erklärt worden. Wir wussten, von Shadad kommend weisen Hinweisschilder auf das Sperrgebiet hin. Wir kamen aber von der entgegengesetzten Seite von Nebandan und hier gab es nur eine Militärstation und wir gaben als Ziel Shadad an, was am Ende auch stimmte. Die Asphaltstraße erstreckt sich von Ost nach West im nörlichen Ausläufer der Wüste und endete in Shadad bzw. führte dann weiter über einen 2600-Meter-Pass bis Kerman.
Ca. 150 km vor Shadad bogen wir links ab ins Gelände und die Wüstenfahrt begann. Für die Strecke planten wir 5-6 Tage. Die Tanks waren fast voll, denn wir erbettelten uns von einem entgegenkommenden LKW-Fahrer noch einen Kanister Diesel.
Wir fuhren entlang einer steilen Abbruchkannte die den westlichen Teil mit den Kaluts vom östlichen Teil abtrennte. Die erste Nacht verbrachten wir direkt an der Kannte mit einem herrlichen Ausblick auf die Lehmhügelformationen. Die Temperaturen erreichten an diesem wolkenlosen Tag 40 Grad. Die folgenden Tage waren bedeckt und entsprechend sanken die Temperaturen.
Am folgenden Tag suchten wir eine Abfahrt von der Abbruchkannte, denn wir wollten zwischen den Lehmhügeln unsere Fahrt fortsetzen. Wir folgten schließlich einer steilen aber gut befahrbaren sandigen Hangabfahrt und landeten an den Lehmhügeln. Wir realisierten aber bald, dass es hier nicht weiter ging, die steilen Hügel versterrten uns den Weg. Also wieder ein gutes Stück zurück, gleichzeitig bemerkten wir, dass wir den gesamten Abbruch noch nicht hinter uns hatten. Es ging weiter bergab diesmal fanden wir den Weg zwischen zwei Lehmhügeln, recht steil und eng aber nur eine sehr kurze Strecke. Dann öffnete sich wieder eine steile Abfahrt und wir erreichten die Ebene.
Entlang der märchenhaften Landschaft ereichten wir einen ausgetrockneten See. Es war bewölkt und diesig, für gute Fotos leider schlechte Bedingungen. Es folgte eine lange steile und weichsandige Auffahrt und wir hatten anschließend zumindest eine Aussicht auf den See und die umgebende Landschaft. Der Übernachtungsplatz stand fest.
Heute sollten wir ein Dünengebiet erreichen das wir queren wollten. Es wurde auch schnell sandig und ein weiteres Luftablassen war nötig. Die erste Dünenreihe war erreicht und der Einstieg schnell gefunden, sie endete in einer kleinen Kiesebene in der Größe eines halben Fußballfeldes. Das erleichterte den Einstieg für die zweite Dünenformation, auch diese war schnell gefunden und die Überquerung war diesmal eher flach. Auch hier endete die Dünenreihe in einer kleinen Kiesebene.
Jetzt meldete sich Theo über Funk: Ich höre eigenartige Geräusche da stimmt etwas nicht. Ich fuhr das kurze Stück zurück, denn auch Theo hatte schon die zweite Dünenreihe hinter sich.
Schnell waren wir beide unter dem Fahrzeug und das Problem auch schnell erkannt: Die gesamte vordere Halterung des Zwischengetriebes war abgerissen. Die abgerissenen Schraubenenden steckten im Getriebe. Das eigenartige Geräusch das Theo meldete war die Kardanwelle die an der abgerissenen Halterung schleifte. Ein Weiterfahren war ausgeschlossen.
Erster Gedanke von Theo: ihr fahrt zurück und holt Hilfe, so schnell der Gedanke gekommen war so schnell war er auch wieder verflogen. Wir müssen das Getriebe in irgeneiner weise stützen und befestigen, gesagt getan. Mit zwei Hebeschleifen und diversen Spanngurten fixierten wir das Getriebe und nach zwei Stunden waren wir für die Weiterfahrt bereit.
Jetzt natürlich nicht mehr über die Dünen sondern wieder zurück. Wir hatten den südlichsten Punkt unserer Strecke erreicht und entschieden uns für den direkten und kürzesten Rückweg genau Richtung Norden. Das bedeutete aber genau: mitten durch die Lut. Selbst mit Google Earth war es schwierig irgendwelche Geländeformationen bzw. Hindernisse zu erfassen. Wir hatten Starlink dabei und somit Zugang zum Internet. Egal, wir fuhren los.
Bis zum Einbruch der Dunkelheit mussten wir in regelmäßigen Abständen das Getriebe neu fixieren, das kostete Zeit.
Am nächsten Morgen die Planänderung. Das Teil das ständig eine Behinderung war, die Halterung des Getriebes, musste weg. Zu Beginn schlossen wir diese Lösung aus, da die Gegenmuttern der Bolzen welche die Halterung am Querrahmen unter der Kabine fixierten so gut wie nicht zugänglich waren. Mit dem richtigen Werkzeug und einigen Verränkungen schafften wir es, die Halterung war weg. Jetzt war das Fixieren des Getriebes um einiges einfacher und die Konstruktion überstand die gesammte Fahrt ohne nachzubessern.
Insgesamt benötigten wir knapp zwei Tage bis zur Asphaltstraße. Das Gelände war fast ausschließlich hügelige Kiesebene mit unendlich vielen querlaufenden ausgetrockneten Wasserläufen die nur mit Schrittgeschwindigkeit zu queren waren, Höchstgeschwindigkeit max. 20 km/h.
Wieder auf Asphalt suchten wir uns hinter einem Berg einen schönen Übernachtungsplatz und erreichten am nächsten Tag gegen Mittag Shadad, eine kleine Wüstenstadt mit 5000 Einwohnern (2016). Erste Station war klar eine Autowerkstätte wenn man es so nennen möchte. Wir zeigten dem Mechaniker die abgerissenen Schrauben und alles war klar. Er hatte eine elegante Methode die Schraubenenden aus dem Getriebe zu bekommen. Er nahm eine Mutter, setzte sie an die Schraubenenden an und verschweißte sie in der Mitte, und dann drehte er sie heraus. Ganz so schnell wie beschrieben ging es nicht aber doch zügig. Es bestand ein weiteres Problem: Die pneumatische Einrichtung, ein Zylinder mit einer Zugstange zum Schalten der Längssperre war gebrochen. Die Zugstange wurde mit drei Schweißanläufen versucht zu reparieren, brach aber beim Einbau immer wieder an der Schweißstelle. Unser Mechaniker ließ aber nicht locker, er fertigte aus einer alten langen Schraube eine Neue und siehe da, es hat funktioniert. Alles war wieder funktionstüchtig, Zeitaufwand alles in allem 4 Stunden, Kosten umgerechnet 80 Euro.
Über einen Kontakt, den wir in der Zwischenzeit aufgetan hatten, es war der Touristikbeauftragte des Ortes, erhielten wir den begehrten Diesel: 100 Liter für jedes Fahrzeug, Kostenpunkt unter einem Euro für je 100 Liter, da macht das Tanken Spass.
Wir gingen noch kurz Kebab essen und machten uns dann wieder auf den Weg in die Wüste, mittlerweile war es schon dunkel. Bei der Herfahrt nach Shadad trafen wir auf eine große Gruppe Iraner die Abseits der Straße in einem wunderschönen Wüstenabschnitt das Frühlingsfest feierten, ein Platz ideal für uns einige Tage auszuruhen.
Nach zwei Tagen Ruhe trennten wir uns von Theo und Petra, sie wollten nach Persepolis und Isfahan, das hatten wir schon einige Male gesehen. Der Plan ist, uns kurz vor der Grenze zum Irak wieder zu treffen.
Wir haben uns entschlossen über den Irak zurück in die Türkri zu fahren, zum einen war die Dieselbeschaffung eine lästige Angelegenheit und zum zweiten kannten wir den Süden des Irak noch nicht. Und wir hoffen, das diesmal das National Museum in Bagdad geöffnet hat.
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