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Wir parkten in unmittelbarer Nähe auf einem ausgewiesenen Parkplatz und wollten hier auch übernachten. Gegen Spätnachmittag besuchte uns eine kleine Truppe Taliban und machten uns über eine Telefonvermittlung klar, dass wir hier nicht übernachten können, es sei in der Nacht zu gefährlich. Wir sollten in einer nahegelegenen Hotelanlage parken. Wir weigerten uns strikt und schließlich zogen sie ab. Es war mittlerweile dunkel als es wieder an der Tür klopfte und ein einzelner Taliban bis an die Zähne bewaffnet uns voller Stolz mitteilte, er ist hier für unseren Schutz. Na dann ist ja alles klar dachten wir, ich selbst hatte meine Zweifel. Was sich eine Stunde später dann auch bewahrheitete, es standen dann wieder zwei Taliban vor der Tür, die wussten natürlich nichts von unserem Beschützer und es begann eine lautstarke Diskussion bei der wir leider klein beigeben mussten da die Jungs dann ungemütlich wurden. Sie hatten vermutlich ihre Anordnung und selbst konnten sie nichts entscheiden. Wir landeten letztendlich auf einem kleinen  ummauerten Hotelkomplex und verbrachten dort die Nacht. 

Die Anfahrt zu Bamiyan war eine kleine Zitterpartie denn es ging über einen Pass von 3500 Meter und die Wettervorhersage kündigte -20 Grad an. Ein Übernachten in dieser Höhe - die Diesel-Standheizung würde nicht mehr funktionieren - wäre doch etwas unangenehm trotz unseres Stromaggregats und elektrischen Heizlüfters. Aber wir hatten Glück und schafften es knapp, kurz nach Einbruch der Dunkelheit die 2500 Meter Marke zu erreichen und wir hatten nur -8 Grad am Morgen, und - Standheizung funktionierte.

Eine Videoaufzeichnung zeigt die Passquerung.

Weitere 80 km westlich von Bamiyan auf 2500 Meter liegen die Band-e Amir-Seen, ein kleines Highlight das wir noch besuchen wollten. Auch hier galt es einen Pass mit 3500 Meter zu queren. Das Wetter war sonnig und es gab auch keine weiteren Probleme, nur die letzten 10 km bescherten uns eine große Enttäuschung, an der Abbiegung zu den Seen war keine Straße sichtbar, sie war unter Schnee begraben. Lange Rede kurzer Sinn wir mussten zurück.

Nachdem wir die Enttäuschung überwunden hatten war die Überlegung wie zurück zur Hauptstraße Kabul-Mazar-e Sharif. Die Standardverbindung wollten und konnten wir nicht nehmen. Hier ging es wieder über einen 3500 Meter den Salang Pass und der war für eine Woche gesperrt. Von den drei weiteren Strecken über bzw. durch die Berge fielen zwei weg als nicht befahrbar. Blieb uns eine letzte mit dem Vorteil, dass es hier nur bergab ging, 150 km. Ja und für diese 150 km benötigten wir dreieinhalb Tage. Die Strecke, wunderschön, die Straße ein Nightmare. Durchwegs no Asphalt, das hatten wir auch nicht erwartet, aber zumindest ein Vorankommen mit 20 km/h, unsere Durchschnittsgeschwindigkeit war 5 km/h. Ein sportlicher Wanderer hätte uns geschafft. Trotz allem war es ein schönes und interessantes Erlebnis. Auch hier hab ich die Videokamera immer wieder mal mitlaufen lassen und so die Strecke etwas dokumentiert. Birgit hat fleißig fotografiert, leider war mir das nicht vergönnt, da habe ich schon etwas gelitten.

Angekommen am National Highway Kabul Mazar-e Sharif folgten wir dieser zu benanntem Ziel. Auf der Strecke trafen wir auf Parkplätze mit hunderten von großen LKWs die auf die Öffnung des Salang Passes warteten. 

In Mazar-e Sharif befindet sich nach sunnitischer Ansicht das Grab von Ali bin Talib dem Schwiegersohn von Mohamed, für die Sunniten der vierte Kalif, für die Schiiten der Erste Imam. Nach Ansicht der Schiiten liegt das Grabmal bzw. der Tomb des Ali in Al-Najaf im Irak. Somit hat jeder seinen Wallfahrtsort gefunden und kommt sich nicht in die Quere.

Mazar-e Sharif war auch Standort der Bundeswehr, ich glaube sie kontrollierten hier den Flugplatz.

Wir besuchten die Blaue Mosche und das Mausoleum des Ali, durften aber als Nicht-Moslems den Tomb selbst nicht besuchen. Also Foto von aussen und wieder auf Strecke.

 

Birgit hatte noch eine Moschee auf dem Plan die sog. Grüne Moschee in Balkh, jetzt haben wir das Trio zusammen Rot, Blau, Grün. Sie befand sich im Zentrum der Stadt die fast vollständig aus Lehmgebäuden bestand und immerhin 130.000 Einwohner beherbergte. Unser Parkplatz war direkt vor der Moschee und daneben das Taliban-Hauptquartier das wir erst gar nicht registrierten, wir waren ja sofort umringt von einer Kinderschar.

Balkh so haben wir erfahren ist das Zentrum zahlreicher historischer Ereignisse u.a. hat angeblich Alexander der Große in Balkh geheiratet und hier hier soll sich die persische Zivilisation entwickelt haben, zu meinem Erstaunen etwas sehr weit östlich.

Es dauerte natürlich nicht lange dann standen sie wieder parat unsere Taliban Freunde und fragten nach dem Passport. Nach einigen Minuten Palaver wurden wir aufgefordert mitzukommen, der Kommandant möchte uns sehen. Also rauf in den dritten Stock des maroden Gebäudes, Schuhe ausziehen und inmitten eines mit Teppichen ausgelegten großen Raumes saß unser Komandante. Belanglose Phrasen über die hohe Sicherheit die jetzt im Lande herrscht wurden ausgetauscht, uns wichtig war unser Übernachtungsplatz der uns auch genehmigt wurde und erklärt wurde wie sicher wir hier sind. Aus Sicherheitsgründen bestand der Komandante, dass wir von einem Taliban-Soldaten zum Restaurant gefahren werden. Was in der Tat geschah, mit einem Toyota Landcruiser.

Am darauffolgenden Tag verbrachte ich einen halben Tag mit der Reparatur meiner Wasserpumpe und wir entschieden uns diesen Tag noch am Ort zu bleiben.

Jetzt war aber Endspurt angesagt, 700 km nach Herat unserem Ausgangspunkt der Rundfahrt und dann noch 180 km zur Grenze.

Wirfuhren auf dem National Highway 01 dick in der Landkarte verzeichnet. Aber wir erlebten eine große Überraschung. Ein Teilbereich von über 200 km war der reinste off-road trial. Wehe dem der für seine Rückreise zur Grenze nicht genügend zeitliche Reserven eingebaut hat und somit sein Visa überzieht. Auch hier hab ich ein paar mal die Videokamera mitlaufen lassen und kann einen kleinen Eindruck vermitteln.

Wir hatten genügend Zeit und waren entspannt.

Die Grenze erreichten wir am Freitag, für die Afghanan war das kein Problem und die Ausreise verlief ähnlich schnell wie die Einreise. Auf iranischer Seite war Wochenende angesagt und wir verbrachten die Nacht auf dem Zollgelände. Am nächsten Morgen verlief die Einreise ohne größere Aufregung, nach vier Stunden waren wir durch.

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