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Einen Tag vor Erreichen der iranischen Grenze an unserem Übernachtungsplatz in der Nähe der Ortschaft Caldiran hatten wir unsere Rekordtemperatur von -16 Grad. Theo und Petra mit ihrem MAN/VW G90, die uns auf dieser Reise begleiten, hatten an diesem Morgen das Pech, dass die Vorfilteranlage (Separfilter) komplett eingefroren war. Die Konsequenz war ein kleines Feuer unter dem Fahrzeug und warten, bis alles aufgetaut war. Später erfuhren wir, dass dies angeblich der kälteste Ort in der Türkei ist. Der Zeitverlust durch diesen Umstand war nicht problematisch - gegen Mittag waren wir an der Grenze. 

Die Türken waren wie gewohnt gelangweilt und entsprechend langsam, aber zum Glück war keine Strafzahlung fällig so wie letztes Jahr, da forderten sie 180 Euro, Grund unbekannt. Aber doch, Theo musste umgerechnet 1 Euro bezahlen, Grund unbekannt.

Die iranische Seite wartete diesmal mit einer neuen Variante der Abfertigung auf. Diesmal mussten die Damen einen separaten Abfertigungsweg durchlaufen und wir trafen uns erst gegen Ende der letzten Abfertigungsstation. Öfter mal was Neues, es wird nie langweilig. Theo und ich erledigten mit Hilfe der Schlepper die Abarbeitung des CdP, wobei Theo die Schlepper steuerte und ich derweil im Fahrzeug saß, ich hatte eine schwere Erkältung mit leichtem Fieber. Am Ende wieder die üblichen astronomischen Forderungen der Schlepper, die wir aber auf ein akzeptables Niveau  reduzierten, wobei durchaus zu erwähnen ist: ohne Schlepper wäre die Abfertigung um ein Vielfaches schwieriger und nerviger.

Wir übernachten grenznahe und starten unsere Fahrzeuge am Morgen bei -6, immerhin sind wir noch auf 2000 Meter. Im 60 km entfernteren Khoy, einer mittleren Großstadt, wollen wir einen Bekannten treffen, der uns bei der Besorgung der SIM-Karten behilflich ist und wir müssen Geld wechseln, und, das Allerschwierigste: wir nötigen Diesel. Diesel kostet offiziell so gut wie nix, unter einem Eurocent, ist aber extrem schwierig zu bekommen und vor allem in ausreichender Menge.

Die SIM-Karte war zügig erledigt, das Geldwechseln gestaltete sich hingegen schwierig. Wir erfahren: in der Türkei sind gerade gefälschte 20- und 50-Dollar-Noten in Umlauf gebracht worden, somit wollte keiner unsere Dollars haben. 

Von den 1000 $ die wir ursprünglich tauschen wollten, schafften wir es am Ende Rials im Wert von 150 $ einzutauschen. 800.000 Rials für 1 Euro. Es hat sich eine übergeordnete Währung eingebürgert, der Toman. 1 Euro sind jetzt 80.000 Toman. Fragt ein Iraner jetzt nach zweitausend Toman, weißt du immer noch nicht, meint er jetzt 2000 oder 20.000 oder 200.000 Toman. Wir verhandeln ständig über Millionenbeträge. Ich wollte das nur einmal erwähnt haben. Natürlich sind wir das aus früheren Jahren gewohnt, trotzdem gibt es immer wieder Fragezeichen in unseren Augen wenn es um Preise geht.

Die letzte Hürde vor unserer Weiterfahrt nach Teheran war die Dieselbesorgung. Mit Hilfe von unserem Bekannten konnten wir für jedes Fahrzeug 100 Liter ergattern. Der Preis, nicht ganz billig 10 Cent/l.

Jetzt hatten wir erstmal 850 km nach Teheran vor uns. Den ersten Übernachtungsstopp hatten wir in Tabriz, die Besichtigung werden wir auf dem Rückweg in Betracht ziehen. Wir hatten einen schönen Übernachtungsplatz mit dunstigem Ausblick über die Millionenstadt.

Weiter führte uns die Strecke über den Urmia-Salzsee, immer Richtung Teheran und fast hätte ich es vergessen: bei immer strahlendem Sonnenschein. Ein sehr wichtiger Umstand für unsere Batterien. Bei den nächtlichen Minustemperaturen waren wir auf unsere Standheizung angewiesen. Zu meinem großen Schrecken funktioniert der B2B-Wandler, mit dem ich die Batterien in der Wohnkabine während der Fahrt laden kann nicht, und ich habe noch keine Lösung. Ohne Standheizung hätten wir ein ernsthaftes Problem, vor allem in Afghanistan.

Es war bereits Nachmittag und wir fuhren wieder eine Tankstelle an, um nach Diesel zu fragen. Auf das gewohnte Nein reagiere ich meist nicht und warte was sich so tut. Meist fragt der Tankwart einen LKW-Fahrer, um auf dessen Karte etwas Diesel zu bekommen. In diesem Fall war es ein Reisebus und der Fahrer machte uns verständlich, daß er 125 Liter abgeben könnte. Auf die Frage nach dem Preis gibt es oftmals keine Antwort und das ist immer ein schlechtes Zeichen. So war es dann auch - er wollte knapp einen Dollar pro Liter. Ich hatte auch keine Lust großartig ins Palavern zu verfallen und bot ihm 10 Cent, alles natürlich in Rial. Dann ging das Gelaber los, mittlerweile hatte sich ein Grüppchen gebildet und alle wild durcheinander. Schließlich wurde mir vermittelt, der Preis kann auf keinen Fall akzeptiert werden. Ok, meine Antwort, dann pump den Diesel wieder ab. Das half schlagartig nachdem erkannt wurde, dass ich es ernst meinte. Ich hatte auch kein schlechtes Gewissen, denn mir war ihre Taktik klar nachdem sie mir bei der Preisanfrage bewusst ausgewichen sind.

Bei dieser Gelegenheit entdeckte Theo auf Hinweis eines Umstehenden, dass er eine fette Schraube im rechten Vorderrad stecken hatte. Nächste Anlaufstelle war klar, Reifenflicker. Nach etlichen Hinweisen, es war bereits stockfinster, landeten wir bei einer kleinen Werkstatt inmitten einer großen Raststätte. Der junge Man war um es vorab zu sagen, top fit in seinem Handwerk, mit zwei Montiereisen und einem großen Vorschlaghammer holte er den Reifen von der Felge mit nur sehr wenig beihilfe von unserer Seite. Das teuerste sei der Kleber meinte er, es war das gleiche deutsche Fabrikat, das auch ich dabei hatte in Form einer Tube, er hatte die Variante in der Dose mit Pinsel in der Verschlussschraube. Von den Reifenpilzen, die ich ihm zur Reparatur anbot wollte er nichts wissen, er verwendet einen Flicken, auch ok. Nach ca. zwei Stunden war die Reparatur erledigt. Die Bezahlung gestaltete sich wieder als Verhandlungsmarathon. Einen Sonderpreis sollten wir erhalten keine 300 $ sondern nur 200 $, scheinbar hat er sich in den Kopf gesetzt schnell reich zu werden. Wir boten 100 $ das er strickt ablehnte. Nach einer halben Stunde und einem ewigen hin und her ließ sich Theo erweichen und setzte nochmals 40 $ drauf. Der junge Mann hat wohl das Geschäft seines Lebens gemacht.

Zurück in der Wohnkabine des MAN, wir wollten an dieser Stelle auch die Nacht verbringen, bis Teheran hatten wir noch 85 km, ereilte mich eine Hiobsbotschaft. Birgit verbrachte die gesamte Zeit der Reparatur in der Kabine es war ja auch empfindlich kalt. Und in dieser Zeit erhielt sie Besuch von einem Iraner der sie in ein Gespräch verwickelt, zuerst über das Kabinenfenster, im nächsten Schritt saß er in der Kabine. Lange Rede kurzer Sinn, nachdem er die Kabine wieder verließ, waren wir um 1500 $ ärmer. Ich kann den Vorgang leider nicht genauer beschreiben, ich hab nicht einmal mitbekommen dass jemand bei Birgit im Fahrzeug saß, zu sehr waren wir mit dem Reifen beschäftigt. Ich möchte auch nicht mehr weiter nachdenken, es belastet nur die Nerven.

 

Samstag, den 25.01. gegen Mittag erreichten wir unseren Parkplatz in Teheran.

PS: Die Bilder sind alle von Birgit, ich hatte noch keinen Nerv.

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